PBR: Der Vorteil von PBR ist allerdings (idealerweise mit Metall allerdings und den entsprechenden Shadern) ist eine Standardisierung des Workflows: Die Materialien werden (annähernd) gleich dargestellt in den verschiedensten Render Eingines. Du kannst eine Pipeline verschiedener Programme besser nutzen. Sonst, wie gesagt, alles mehr oder minder das Selbe wie vor 15 Jahren

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"Bezahlter 3d-Künstler":
Die gängige Bezeichnung ist 3d Artist. Habe ich halt eingedeutscht, und gebe dir recht. Wie oben erwähnt, ich würde "3d artisan", also "3d Kunsthandwerker" als Bezeichnung vorziehen.
Das Problem ist auch nicht das Internet, sondern letztlich dieser Scheiss-Kapitalismus, an dem wir alle zu Grunde gehen (und nein, Sozialismus wäre auch keine Alternative, sondern eines der unendlich vielen denkbaren Marktwirtschafts-Systeme, das Elemente aus beidem enthalten müsste und noch viel mehr, machbar vermutlich einzig und allein durch eine sogenannte Überflussgesellschaft. Wird passieren, wenn nicht vorher alles den Bach runtergeht (Letzteres halte ich für wahrscheinlicher derzeit. Braucht man nur in die Zeitungen zu schauen). Dem Geld ist ALLES untergeordnet. Das Netz hat an der Sache an sich nichts geändert, sondern folgt ganz einfach den entsprechenden Regeln. Das Hauptübel ist der Neoliberalismus, der sich vor allem mit Reagan als Präsident weltweit durchsetzen konnte. Noch in den 60er Jahren haben amerikanische Republikaner das "Bedinungslose Grundeinkommen" mehrheitlich befürwortet. Stand sogar zur Diskussion. Banken waren mächtig, natürlich, aber z. B. die Gehälter in einigermassen vertretbarem Rahmen, die Konzentration noch nicht auf "Investment". Es gab noch keine Hedge Fonds usw., usf.
Seither hat sich das alles verändert, schon Kinder werden auf künftigen Erfolg getrimmt (wobei die Bildung gleichzeitig irgendwie zu kurz kommt. Ein Rätsel). Alles ist diesem Haifisch-Kapitalismus untergeordnet, Naturschutz, Klimawandel, Armut, alles nur von diesem einen Standpunkt aus beurteilt und dem allmächtigen Gott Mammon untergeordnet, auch wenn die ganze Menschheit dran zu Grunde gehen könnte (und vermutlich wird), wenn wir uns nicht endlich darum bemühen, gewisse Folgen abzumildern etc.
"Kunst" als solches, hat in einem solchen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ausserhalb der entsprechenden, sich selbst feiernden und beweihräuchernden Zirkel kaum eine Bedeutung, oder halt eben nur als Geldanlage. Trotzdem gibt's für die kleine Kunstszene (oder vielmehr die zahllosen kleinen Kunstszenen) Subventionen, staatliche Förderung im Allgemeinen, verbilligte Mieten für Ateliers, Kunstpreise, Fördervereine, und ziemlich viel Geld für Kunstmaler oder Bildhauer, die ihre Werke tatsächlich verkaufen können (stattliche Provisionen für die Galeristen natürlich auch). Aber wer keinen Zugang hat zu den entsprechenden Grüppchen oder halt eben mit digitalen Mitteln arbeitet, ist voll und ganz auf sich gestellt. Da bleiben nur Auftragsarbeiten. Man ist aber nicht Sklave des Kunden, sondern Sklave des Systems. Der Kunde muss sich ebenso nach der Zielgruppe richten, teilweise auch nach Marketingvorgaben von weiter oben usw. usf. Digitale Kunst gewinnt erst allmählich und langsam an Anerkennung.
Aber wie gesagt, Michelangelo oder Rembrandt, all die alten Meister, haben sich selber auch nicht als "Künstler" im heutigen Sinn verstanden, sondern ganz einfach (teilweise schon fabrikmässig) Auftragsarbeiten für reiche Kunden erledigt. Weil sie aus der Masse herausstachen, mehr unbewusst, etwas Besonders hineingebracht haben in diese Auftragsarbeiten, verehren wir sie noch heute (na ja, manche von uns). Das heutige Kunstverständnis hat sich erst im 19. Jahrhundert entwickelt, auch das Klischee vom darbenden Künstler, dem die "Kunst" wichtiger ist als schnödes Geld.
Artstation:
Das sehe ich entsprechend völlig anders und keineswegs als "Wall of Shame", im Gegenteil ist eigentlich sogar grund-demokratisch, dass jeder dort sein Zeug veröffentlichen kann, der absolute Nichtskönner ebenso wie der talentierte Anfänger, fröhlich durchmischt mit Meistern ihres Fachs und einigen wenigen echten Künstlern. Wie gesagt, im Wesentlichen zeigen die Leute da einfach ihr Können, gerade auch im Hinblick auf künftige Jobs. Da gibt's trotz Ähnlichkeiten viel zu entdecken, und, gerade vom Technischen her, auch zu bewundern (ich respektiere jede Art von Können).
Zum Teil ist die Ähnlichkeit, das scheinbar Austauschbare, auch im Zeitgeist begründet, also Kreative, die unabhängig voneinander dieselben Ideen haben oder eine ähnliche Bildsprache entwickeln. Wir werden halt auch sehr geprägt, durch die Kultur, in der wir aufwachsen. So einfach kommt man da nicht raus - und wer's kann, stösst damit vielleicht sogar auch auf unser vollkommenes Unverständnis.
"Moderne Kunst" und mein fehlendes Verständnis dafür:
Eigentlich habe ich mich viel zu ungenau ausgedrückt: Ich meinte vor allem "aktuelle" moderne Kunst. Ich kann Dutzende Kunstmagazine durchblättern und finde absolut nichts, was mich anspricht, beührt, selten etwas, was ich als bedeutungslos, aber wenigstens als dekorativ empfinde. Ich begreife nicht, was an einem Haufen Schutt in einem Raum "Kunst" sein soll, an scheinbar willkürlich aufeinander getürmten Stühlen, an Gekritzel, das kein Können verrät, sondern halt eben wirklich nur einfach wildes Gekritzel ist, und in das man jede Bedeutung hineininterpretieren kann, wenn man denn nur will (kann ich aber auch mit einer rostigen Schraube oder einem vermoderten Brett, einer Blume oder dem Faltenwurf eines Hemds). Bei mir hört's dann ganz auf bei in Harz gegossenen Exkrementen oder dergleichen. Darin will ich nur schon keine "Kunst" sehen. Aber all das gab's schon früher, schon in den 70ern, und auch da fehlt mir für Vieles der Zugang komplett.
Ausserdem habe ich etwas Mühe mit dem ganzen Kunstbetrieb, der erwähnten Selbstbeweihräucherung usw.
Ich masse mir aber auch nicht an, beurteilen zu wollen, was Kunst ist. Drum liegt die Betonung auf "fehlendes Verständnis". Das sagt vielleicht mehr über mich selbst aus als über die "Kunst". Und darum mache ich's mir ganz einfach: Ich empfinde etwas als schön oder hässlich, es berührt mich oder nicht, es regt mich zum Denken an oder nicht, was auch immer.
Ich glaube auch, es klappt nur selten wirklich, wenn sich einer hinsetzt und "Kunst macht", aber das ist halt eben auch nur meine persönliche Meinung.
Auch im 3d Bereich sehe ich bei vielem nicht ganz den Sinn dahinter. Ein gutes Beispiel ist Ian Spriggs (ianspriggs.com). Einerseits bewundere ich seine Fähigkeiten, seine Detailverliebtheit, die er braucht, um ein möglichst lebensechtes Portrträt eines Menschen zu erstellen. Das ist grossartig, eindeutig ein Meister seines Fachs. Gleichzeitig sehe ich das "Warum?" nicht ein und vermute, dass sein Erfolg (davon leben kann er zwar wahrscheinlich nicht), einfach mit der Einmaligkeit zu tun hat. Von der Bildaussage und der Wirkung her liesse sich das von einem guten Fotografen ebenso gut, wenn nicht besser erreichen.
Aber letztlich wirklich beurteilen kann / darf ich eben nur das Technische, das Handwerkliche. Da gibt's klare Fehler zu bemängeln (z. B. wiederholende Texturen, Fehler in der Geometrie usw.), den Realismus zu beurteilen (wenn das ein Ziel war), die Beleuchtung usw. Von daher habe ich an einem 3d Bild, das einfach ein Produkt gelungen in Szene setzt, sehr oft viel mehr Freude als an etwas mit künstlerischem Anspruch.
Über eben diesen Anspruch steht mir in Wirklichkeit ein Urteil nicht zu, ausser ich werde vom Künstler danach gefragt. Und mein Urteil über Kunst ist immer subjektiv, und somit völlig bedeutungslos ausserhalb meines persönlichen Umfelds. Ob ich einen wackeligen schwarzen Strich auf Leinwand als Kunst betrachte oder nicht, ist letztlich vollkommen bedeutungslos (ich möcht's einfach nicht an meiner Wand).